08.01.2023 – Zum Fest des Hl. Sebastianus 2023

Was hat Jerusalem mit St. Blasius zu tun?

Über unseren Bruderschafts-Patron, den Hl. Sebastianus, wurde ja schon in den letzten beiden Jahren eher ausführlich auf dieser Seite geschrieben - und Neues gibt es bei so einem Heiligen leider nichts. Aus diesem Grund widmet sich der diesjährige Artikel zum Patronatsfest diesmal einem Gegenstand, den wir vermutlich alle schon unzählige Mal gesehen und vielleicht angeschaut, aber uns bisher wenige Gedanken dazu gemacht haben: eine Marmorplatte aus Jerusalem!

St. Blasius Düsseldorf-HammSt. Blasius Düsseldorf-Hamm, Jerusalem-Platte (rote Umrandung) an der Apsis, Südostseite Ich bin mehr oder weniger durch Zufall während meiner Israelreise im letzten Oktober auf die Geschichte dieser Platte gestoßen (worden) ... aber wo befindet sich dieses besondere Stück, über das hier heute berichtet wird? Zu unserem Patronatsfest legen wir zu Beginn jeden (Schützen-)Jahres eine Kranz am Ehrenmal an der Apsis von St. Blasius nieder, das von einer Figur des Hl. Georg gekrönt wird. Direkt oberhalb dieser kleinen Statue befindet sich eingelassen am unteren Rand eines großen Sandsteinquaders eine fast quadratische, helle Marmorplatte, die rosa bis rötlich marmoriert ist.

Diese Marmorplatte wurde um das Jahr 1909/1910 von drei Hammern (Jakob Etz, ein Großvater von Üpper; Johann Hecker, ein Urgroßvater von Georg Kaesgen; und Jakob von Zons, ebenfalls ein Verwander von Üpper) von einer Jerusalemreise für die im Bau befindliche Kirche mitgebracht. Laut mündlicher Überlieferung stammt die Platte aus dem Garten Getsemani am Fuß des Ölbergs. - Im ersten Moment erscheint diese Geschichte merkwürdig. Man könnte oder müsste annehmen, dass es dort, wenn der "Export" von Marmorplatten aus diesem Gelände eine gängige Praxis gewesen wäre, keine Steine oder Mauern mehr vorhanden sein dürften. St. Blasius Düsseldorf-HammSt. Blasius Düsseldorf-Hamm, Jerusalem-Platte an der Apsis, Südostseite Und wie sollten drei Hammer die Genehmigung erhalten haben, eine solche Marmorplatte von diesem von Christen aller Konfessionen verehrten Ort mitzunehmen bzw. zu erwerben. Allerdings wurden im Umfeld des Garten Getsemani in den Jahren ab 1909 umfangreiche Ausgrabungen (am südlichen Rand des Gartens gab es zwei, inzwischen zerstörte, Kirchenbauten aus byzantinischer und der Kreuzfahrerzeit) durchgeführt. Teile des Geländes wurden dazu sicher vom "Schutt der Jahrhunderte" befreit. Vielleicht war man froh diesen "Schutt" noch zu Geld machen zu können? Der heutige Kirchenbau, "Kirche aller Nationen" entstand allerdings erst mehr als 10 Jahre später (Grundsteinlegung 1919 und Baugenehmigung in 1922).

Nach meiner Kenntnis wurde die Platte noch in Jerusalem rechteckig geschnitten und poliert, bevor sie ihre Reise nach Düseldorf-Hamm antrat. Die Platte selbst trägt eine - heute jedoch nicht (mehr) lesbare - Inschrift (bzw. Reste einer Inschrift), allerdings der Steinquader, in den sie eingelassen ist: "Fundamenta eius in montibus sanctis. ps.86" (Übersetzung: "Sie ist fest gegründet auf den heiligen Bergen. Psalm 86" [Vers 1]).

Wenn wir also am heutigen Tag am Ehrenmal unterhalb dieser Platte der Toten der Bruderschaft mit einem Kranz gedenken, sollten wir die drei wagemutigen und reisefreudigen Hammer Mitbürger mit einschließen, die uns diesen besonderen Baustein für unsere Pfarrkirche geschenkt haben.
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